Freundschaften bei Kindern sind auch für Kinder ein emotionaler und wichtiger Bestandteil ihres Lebens und wollen nachhaltig gepflegt werden. Wenn wir unser Kind am Spielfeldrand sitzen sehen oder der Nachmittag lieber allein im Zimmer verbracht wird, kommt man schon mal ins Grübeln.
Hat mein Kind keine Freunde? Fällt es ihm wohlmöglich schwer, neue Kontakte zu knüpfen?
Dass uns die Freundschaften unserer Kinder so am Herzen liegen hat vor allem damit zu tun, dass tiefgehende Verbindungen bereits im Kindesalter entstehen und ihnen eine emotionale Unterstützung bieten. Sie helfen dabei, soziale Fähigkeiten zu entwickeln und tragen zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Doch wie entstehen Freundschaften bei Kindern eigentlich und wie können wir als Elternteil unsere Kinder dabei unterstützen, diese wertvollen Verbindungen zu pflegen?
Wie Freundschaften entstehen
Die ersten sozialen Kontakte
Schon im Vorschulalter beginnen Kinder, erste Freundschaften zu knüpfen. Diese frühen Beziehungen entstehen oft zufällig, basierend auf gemeinsamen Aktivitäten oder Interessen. Das kann eine gemeinsame Leidenschaft fürs Malen sein, die täglichen Wettrennen mit den Bobbicars im Garagenhof oder auch das Handballtraining einmal in der Woche. Ob im Kindergarten, im Urlaub oder bei Kindergeburtstagen – es gibt immer Situationen, in denen unser Sprössling die oder der „Neue“ ist. Solche spontanen Begegnungen sind oft der Anfang vieler Freundschaften.
Anfänglich machen sich Schüchternheit und Unmut gerne breit. Wir alle kennen das typische Szenario, bei dem unser Kind am liebsten hinter unseren Beinen im Erdboden versinken würde. Das Eis bricht erfahrungsgemäß allerdings immer recht schnell, wenn unser Schützling etwas entdeckt, was sein Interesse weckt. Ein Kind, das ein begehrtes Spielzeug in der Hand hält, wird schnell zum Sympathieträger für unsere Kleinsten. In diesem Moment entsteht eine erste Verbindung.
Freundschaften, die tiefer gehen
Mit zunehmendem Alter entwickeln sich Freundschaften weiter. Kinder beginnen, komplexere soziale und emotionale Bedürfnisse zu erkennen und diese in ihren Freundschaften zu erfüllen. Zwischen dem fünften und siebten Lebensjahr werden Freundschaften intensiver und bedeutungsvoller. Kinder beginnen, gemeinsame Werte, Interessen und Ziele zu teilen. Diese Freundschaften sind oft stabiler und halten in vielen Fällen über Jahre.
Aus dem täglichen Austausch während des Matheunterrichts über die gestrige Performance des HSV ergeben sich schnell Verabredungen zum Kicken auch außerhalb der Schule oder gemeinsame Stadionbesuche. Eine geteilte Leidenschaft ist häufig die Basis für die Bereitschaft, auch abseits des Schulkontexts Zeit miteinander verbringen zu wollen.
Freundschaften pflegen
Empathie lernen
Eine der wichtigsten Fähigkeiten, die sich Kinder bereits früh aneignen sollten, ist Empathie.
Dazu müssen unsere Schützlinge lernen, ihre Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken und gleichzeitig die Gefühle und Bedürfnisse anderer zu erkennen und zu respektieren. Das erfordert Einfühlungsvermögen – die Fähigkeit, sich in die Lage des anderen zu versetzen.
Ein Beispiel:
Unser Kind kommt nach Hause und erzählt uns am Mittagstisch, dass Linus traurig war, weil er sein Lieblingsspielzeug verloren hat. Dein Kind zeigte Empathie, indem es das Gefühl seines Spielkameraden richtig erkannte und möglicherweise sogar Trost spendete. Solche Erfahrungen sind wichtig, um die emotionale Intelligenz zu entwickeln, die für langfristige Freundschaften notwendig ist.
Konflikte lösen
Keine Freundschaft bleibt von Konflikten verschont. Tatsächlich sind Konflikte eine normale und gesunde Komponente jeder Beziehung. Das werden wir auch aus unseren Freundeskreisen kennen, wenn die beste Freundin ständig zu spät kommt, Erziehungsmethoden hin und wieder ungefragt kommentiert oder Versprechen nicht eingehalten werden. Wichtig ist, dass Kinder lernen, mit diesen Konflikten umzugehen. Anstatt sich zu streiten oder Freundschaften abrupt zu beenden, müssen unsere Schützlinge lernen, Konflikte durch Gespräche und Kompromisse zu lösen.
Bei einem endlosen Kampf um die Barbie-Figur hilft es, dein Kind zu ermutigen, seinem Freund zuzuhören und eine Lösung zu finden, die für beide akzeptabel ist, statt sofort einzuschreiten und den Streitschlichter zu spielen. Diese Fähigkeit zur Konfliktlösung ist nicht nur für Freundschaften, sondern auch für das gesamte Leben von unschätzbarem Wert.
Gemeinsame Aktivitäten
Freundschaften gedeihen durch gemeinsame Erlebnisse und Aktivitäten. Diese müssen nicht immer aufwändig oder kostspielig sein. Oft sind es die einfachen, alltäglichen Aktivitäten, die am meisten verbinden. Ein gemeinsamer Nachmittag im Park, ein Bastelprojekt oder eine Fahrradtour können ausreichen, um Freundschaften zu stärken.
Plant doch fürs Wochenende mal eine Pyjamaparty. So können eure Kids noch mehr Zeit miteinander verbringen und sich besser kennenlernen.
Freunden helfen
Freundschaften bedeuten nicht immer nur Sonnenschein. Es geht auch darum, Freunden in schwierigen Zeiten beizustehen. Das können banale Sachen sein wie die Hilfe bei den Hausaufgaben oder Trost zu spenden, wenn der beste Freund mal traurig ist.
Es gibt aber auch Bereiche, in denen eure Kids unbedingt aktiv werden sollten.
Ganz wichtig ist das Thema Mobbing. Sensibilisiert eure Kinder und klärt sie darüber auf, was Ausgrenzung bei anderen Menschen bewirken kann.
Sie sollten wissen, wie sie ihren Freunden helfen können, wenn sie in diese Situation kommen und dass es wichtig ist, diese Fälle einem Erwachsenen zu melden.
Deine Rolle als Elternteil
Sei ein Vorbild
Kinder lernen durch Nachahmung. Das können wir jetzt gut oder schlecht finden. Deine Rolle als Vorbild ist daher von großer Bedeutung. Die Art und Weise, wie du deine eigenen Freundschaften pflegst, beeinflusst, wie dein Kind seine Freundschaften entwickelt. Wenn dein Kind sieht, dass du dich um deine Freunde bemühst, ihnen zuhörst und Konflikte respektvoll löst, wird es diese Verhaltensweisen übernehmen und wie eine Schablone über seine eigenen Kontakte legen.
Unterstütze und ermutige
Wie sehr dürfen wir uns in die Freundschaften bei Kindern einmischen? Eine umstrittene Frage. Bei Ungerechtigkeiten schlägt unser Elternherz schon mal ein bisschen höher und der Drang, aktive Konfliktlösung zu betreiben, wächst. Es lohnt sich, zweimal darüber nachzudenken, ob unser Einfluss an dieser Stelle wirklich notwendig ist. Während Unterstützung bei der Entwicklung von Freundschaften wichtig ist, ist es ebenso entscheidend, deinem Kind den Raum zu geben, seine Freundschaften eigenständig zu pflegen. Soll heißen, dass wir unserem Kind die Möglichkeit geben, seine eigenen sozialen Fähigkeiten zu entwickeln und seine eigenen Konflikte zu lösen.
Ermutige dein Kind, den ersten Schritt zur Versöhnung zu machen. Sich entschuldigen zu können gehört zu einer der wichtigsten Fähigkeiten und Verhaltensweisen, die unser Sprössling im Kindesalter lernen sollte. Diese Erfahrungen sind wertvoll und helfen deinem Kind, selbstbewusste und unabhängige Entscheidungen zu treffen.
Wenn es allerdings darum geht, aktiv die Freundschaften deines Kindes unterstützen und zu fördern, ist ein wenig Rückenwind nie verkehrt. Schafft Gelegenheiten für soziale Interaktionen, sei es durch Spielverabredungen, Sportvereine oder andere Aktivitäten. Gleichzeitig ist es wichtig, die Autonomie deines Kindes zu respektieren und ihm die Freiheit zu geben, seine eigenen Freunde zu wählen und seine sozialen Fähigkeiten zu entwickeln. Manche Menschen mag man eben mehr als andere, das kennt sicher jeder.
Vielfalt in Freundschaften fördern
Kulturelle und soziale Unterschiede
Unsere Welt ist bunt. Bereits im Kindesalter ist es wichtiger denn je, Vielfalt in Freundschaften zu fördern. Kinder, die Freundschaften mit Gleichaltrigen aus unterschiedlichen kulturellen und sozialen Hintergründen schließen, entwickeln ein besseres Verständnis und eine größere Empathie für andere. Diese Offenheit und Toleranz sind entscheidend für ein harmonisches Zusammenleben in einer multikulturellen Gesellschaft.
Dazu gehören auch Inklusion und Akzeptanz. Inklusiv zu sein und Freundschaften mit Kindern zu schließen, die vielleicht anders sind als man selbst, sind wichtige Werte für die weitere Entwicklung. Das können Kinder mit besonderen Bedürfnissen, unterschiedliche Interessen oder andere Persönlichkeiten sein. Solche Freundschaften lehren dein Kind Akzeptanz und fördern ein inklusives Umfeld.
Freundschaften bei Kindern sind nicht nur wertvolle soziale Verbindungen, sondern auch wichtige Lernfelder für emotionale und soziale Fähigkeiten. Durch Empathie, Konfliktlösung und gemeinsame Aktivitäten können Kinder tiefe und bedeutungsvolle Freundschaften entwickeln und pflegen. Als Eltern kannst du deine Kinder unterstützen, indem du als Vorbild agierst, sie ermutigst und ihnen den Raum gibst, ihre eigenen sozialen Fähigkeiten zu entwickeln.
Wenn wir ganz bewusst die Vielfalt und Inklusion fördern, helfen wir unserem Kind, in einer multikulturellen Welt aufzuwachsen, die Akzeptanz und Respekt für alle bereithält. Freundschaften sind ein Geschenk, die ein Leben lang bereichern!